Willem Kloos

1859 - 1938

 

                                                         In Übertragungen von

                                                         Stefan George

 

 

 

Ich denke immer dein wie an die träume

Drin – eine ganze lange selige nacht –

Ein niegesehen antlitz uns zu-lacht

So unaussprechlich lieb – dass bei dem dämmern

 

Des bleichen morgens noch die tränen strömen

Aus halbgeschlossenem aug – bis wiruns sacht

Und schweigsam heben – klagevoll bedacht

Dass schöne träume nimmer wiederkommen.

 

Denn alles liegt in ewigem schlaf befangen

In ewiger nacht auf die kein morgen tagt –

Das ganze leben gleicht dem wunder-bangen

 

Schreckenvollen traum den einst die nacht verjagt –

Doch in dem traum ein traum voll licht und sange:

Mein traum so süss begrüsst – so sanft beklagt.

 

 

 

Kaum sichtbar wiegen sich auf leichtem hauch
Die weißen blüten in der dämmrung, sieh!
Wie raschen rauschens vor dem fenster noch
Ein einziger allzu später vogel flieht!

Und ferne dort die zartgefärbte luft
Perlmuttergleich, wo jeder ton sich bricht
Und löst in weichheit . . . ruhe - seltne lust.
Denn alles ist bei tag so innig nicht.

Ein jeder laut der noch von weitem sprach
Verstarb. Der wind, die wolken - alles regt
Sich leis und leiser, alles wird so still . . .

Und ich weiß nicht warum dies herz so schwach
Das schon so müd ist immer lauter schlägt,
Nur immer lauter und nicht ruhen will.